Der Chorleiter kann nicht – eine Feuerübung für den Chor

Der Chorleiter kann nicht – eine Feuerübung für den Chor

Im heutigen Beitrag soll es um Plan B gehen. Einen Plan B, den jeder Chor bzw. jeder Chorleiter in der Tasche haben sollte – wenn der Chorleiter ausfällt und andere Verstrickungen zu chaotischen Situationen führen.

Eine kurze Einführung. Oder: Warum Plan B parat liegen sollte!

Vor einigen Wochen wurde ich von meinem Frauenchor gefragt, ob wir auf einer Diamantenen Hochzeit im Oktober singen könnten.
Kurzer Blick in meinen Kalender: „Zonk“. Ich bin an jenem Wochenende mit einem anderen Verein auf Chor-Reise in Belgien. Also auch tatsächlich außer Reichweite. „Aber du könntest was mit uns proben und wir fragen Klaus (*Namen natürlich geändert …), ob er uns dirigiert?“

Klar geht das. Klaus spielt meistens die Orgel im Ort und hat schon ein paar Mal ausgeholfen. Ich probe die Stücke und Klaus kommt in der letzten Probe vorm Auftritt dazu und lässt die Lieder noch mal singen, damit sich der Chor an sein Dirigat gewöhnen kann. Nun war Klaus aber leider verhindert.

Der Auftritt sollte schon fast abgesagt werden, als eine Sängerin den Einfall hatte, Monika zu fragen. Die ist Chorleiterin im Nachbardorf. Der Auftritt wäre gerettet …
Wenn, ja wenn nicht Klaus zwischendurch der Monika erzählt hätte, dass der Chor nun doch nicht singt und wenn Monika nicht daraufhin ihren Urlaub geplant hätte … Und das Beste ist, dass sowas erst zwei Wochen vor dem Auftritt rauskommt. Wie Klaus auf eine solche Idee kommt und warum Monika das ohne Rücksprache mit dem Chor so akzeptiert, frage ich mich nicht mehr. Bin drüber weg …

Ganz fürchterlich händeringend Aushilfs-Chorleiter gesucht

Panik Knopf
Bitte drücken Sie hier, um aus gutem Grund hektisch wild durcheinander zu laufen

Nun standen wir also da. Der nun eingeteilte Organist war keine Alternative. Und zwei Wochen vorher noch jemanden engagieren, den der Chor noch gar nicht kennt, wollte ich dann auch nicht.
OK: Hebel umlegen – Plan B tritt in Kraft.
Wir haben nächste Woche noch eine Probe. Bis dahin werde ich die Klavierbegleitungen der Stücke aufnehmen, eine der Sängerinnen ist so firm, dass sie die Aufnahmen dann abspielen und an den richtigen Stellen den Einsatz geben kann.

In der letzten Probe vor dem Auftritt also Technik-Test. Playback läuft, Chor fängt an zu singen. Alles läuft nach Plan.
Aber warum hat der Alt plötzlich im Refrain seine Töne nicht? Normalerweise spiele oder singe ich (ja, in der richtigen Lage …) die fehlenden Töne in einem solchen Fall dann etwas betonter rein, dann findet die Stimme sich in der Regel wieder. Aber ich bin ja nicht da …
Also zu Hause noch mal ans E-Piano, die Refraintöne für den Alt etwas eindeutiger aufnehmen. Den Chor noch etwas beruhigen.

„Am Samstag gibt es dann eine neue Aufnahme, aus der kriegt ihr die Töne auf jeden Fall. Trefft euch rechtzeitig, damit ihr das alles noch mal in Ruhe proben könnt, …“

und dann am nächsten Morgen die neue Aufnahme und das Abspielgerät zur „Abspielerin“ gebracht. Und ab zum Bus nach Belgien – nach mir die Sintflut.

Chor mit Chorleiterin im Vordergrund
© viewingmalta.com

Plan B steht eben auch für „brovisorisch“

Im Nachhinein habe ich dann erfahren, dass der Auftritt „alles in allem ganz OK“ war.
Ich hätte natürlich dran denken können, dass ein batteriebetriebenes Abspielgerät sich irgendwann ausstellt, wenn keine Taste gedrückt wird. Das hat wohl zu leichten Verzögerungen geführt. Durch die ganzen nachgerückten Aufnahmen war dann auch die Reihenfolge der Lieder auf dem Gerät nicht so wie im Gottesdienst.
Meine „Abspielerin“ wusste das. Hat es aber in der Aufregung zwischen „wann sind wir eigentlich genau dran?“ und „warum ist das Gerät aus?“ wohl vergessen. Da kamen dann drei Töne vom falschen Playback. Na ja, alles nicht so wild und „alles in allem ganz OK“. Wäre ich gemein, würde ich sagen: „Ihr sollt ja auch merken, dass ich nicht da bin“.
Ich glaube, das habe ich sogar gesagt. 😉

Möglichkeiten, wenn der Chorleiter mal nicht kann

Aber zurück zum Anfang: Ich glaube jeder Chor sollte sich überlegen, was passiert wenn der Chorleiter mal nicht kann. Oft lässt sich das ja planen und mit einem anderen Chorleiter überbrücken. Wenn ich aber kurzfristig krank werde oder partout keine Vertretung zu finden ist? Ich habe in unterschiedlichen Chören bereits verschiedene Möglichkeiten ausprobiert:

  • In einem Chor gibt es jemanden, der mal für kurze Zeit Musik studiert hat. Der kriegt Töne aus einem Tasteninstrument und kann die Einsätze geben. Ähnlich wäre es vermutlich mit den so genannten „Chorhelfern“. Gibt’s die eigentlich noch?
  • In einem anderen Chor habe ich mal einem der „besseren“ Sänger die Anfangstöne der Lieder in sein Smartphone gesungen. (Die haben alle auch ein Diktiergerät oder Soundrecorder oder wie auch immer die Apps heißen.) Die hat er sich dann beim Auftritt (Ständchen) angehört, nachgesungen und den Einsatz gegeben. Soll auch ganz gut funktioniert haben, auch wenn das sicherlich gewöhnungsbedürftig aussieht.
  • In meinem Frauenchor springt Klaus dann immer ein. Normalerweise …

Wichtig ist für die ganzen Ideen eigentlich immer, dass man das im Vorfeld mal übt. Mal eine Feuerübung macht. Das ist für den Chor wichtig, aber auch für den, der dann gerade vorne steht. Ich erwarte für solche Fälle von niemandem, dass er Töne von einer Stimmgabel abnehmen kann, oder schwierige polyphone Einsätze gibt.
Aber wenn man entsprechende einfache Lieder (für Ständchen am besten a-cappella) aussucht und die Leute gut vorbereitet und technisch richtig ausstattet, dann gibt es eigentlich in jedem Chor jemanden, der das irgendwie hinbekommt. Wie gesagt, man muss das mal üben.
Aber auch mit fremdem Chorleiter finde ich, muss man vorher mindestens eine Probe „in Ruhe“ haben und sich nicht erst beim Einsingen vor dem Auftritt noch aneinander gewöhnen müssen. Jeder dirigiert schließlich anders.

Für einen anderen Chor, den ich regelmäßig am Klavier begleite, habe ich kürzlich für die „gängigsten“ Stücke auch Playbacks aufgenommen. In der Hoffnung, dass sie die nie brauchen, weil entweder ich Zeit habe oder jemand anders, der das kann. Aber ich habe dem Chor auch geraten, dann und wann mal mit dem Playback zu üben.
Das läuft nämlich weiter, egal was der Chor macht.

All das sind keine Möglichkeiten erster Wahl. Aber es geht ja auch nur um „Plan B“. Haben Sie einen Notfallplan? Oder läuft das bei Ihnen nach dem Motto „schau’n wir mal, wenn’s soweit ist“?

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5 Gedanken zu „Der Chorleiter kann nicht – eine Feuerübung für den Chor

  1. Nein, hier gibt es keinen Plan B. Und ich finde die Vorschläge auch nicht wirklich gut. Solange ich die Dirigentin bin, ist das „mein Chor“. Und ein schlechter Auftritt ist ein schlechter Auftritt, egal, welchem Umstand das geschuldet ist. Und das schadet sowohl dem Image des Chores als auch dem Selbstbewusstsein der Sänger. Lieber gar keinen Auftritt als einen vermurksten….der bleibt nämlich im Gedächtnis…

    1. Hallo U.Wentz!
      Ich stimme Ihnen in den meisten Punkten zu. Natürlich bin ich lieber selbst bei „meinem Chor“. Wenn Termine rechtzeitig bekannt werden und klar ist, dass ich nicht kann, stellen wir uns auch immer die Frage, ob wir den Auftritt nicht besser absagen. Manchmal ist dann aber die „Verpflichtung“ größer. Eine ehemalige Sängerin feiert Diamantene Hochzeit und freut sich darauf „ihren“ Chor zu hören. Da tut es dann schon mal ein „Aushilfschorleiter“. Als das nicht klappte, wollte auch niemand mehr absagen, auch wenn es Erklärungen gegeben hätte. Die Dame hat sich sichtlich gefreut. Da kann ich mit dem nicht perfekten Ergebnis leben. „Vermurkst“ war der Auftritt ja zum Glück nicht.

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