Seid vollzählig: Denn Chor kann man nicht alleine

Seid vollzählig: Denn Chor kann man nicht alleine

Wenn der Chor in jeder Probe anders besetzt ist, wird es kompliziert für den Chorleiter – und alle SängerInnen. Warum regelmäßige Teilnahme an Chorproben so wichtig ist.

Vor ein paar Monaten habe ich mich bei einem neuen Chor vorgestellt. Neben einer Probe hatten sich die Chorsänger ein Gespräch mit mir gewünscht. In diesem Gespräch wurde ich u.a. gefragt, ob es für mich wichtig sei, dass immer alle SängerInnen in den Proben anwesend seien.
Diese Frage hat mich seitdem umgetrieben und ich möchte behaupten, dass nahezu jeder Chorleiter eines Laien-Hobby-Chores dieses leidige Thema kennt. Bei der einen Probe hat man ein Lied oder eine Stelle gut geprobt, bei der nächsten sitzt man vor komplett anderer Besetzung und fängt von vorne an.
Das ist nicht nur für den Chorleiter, sondern auch für die anderen – möglicherweise fleißigen – Mitsänger anstrengend und sorgt auf Dauer für Frust.

Chorsingen macht Spaß

Früher dachte ich, naja, wenn meine Proben gut und interessant genug sind, werden die Menschen schon regelmäßig zur Probe kommen. Das ist alles eine Frage der persönlichen Prioritäten! Heute weiß ich: Zu einem gewissen Teil ist das so, aber für manche Chormitglieder ist auch einfach nicht klar, was es bedeutet, in einem Chor zu singen.
Da geht man halt hin, weil es nett ist oder weil die Nachbarin da auch hingeht. Da trifft man Leute, hat Spaß und singt ein bisschen zusammen.

Na klar! Singen soll Freude machen. Chorsingen ist für die meisten Menschen eine Freizeitaktivität. Und trotzdem braucht es im Chor eine andere Grundeinstellung als beispielsweise beim „Rudelsingen“.

Chor ist wie Synchronschwimmen

Einer meiner sehr geschätzten Chorleiterkollegen hat mir neulich ein wundervolles Bild an die Hand und damit den entscheidenden Anlass für diesen Artikel gegeben.
Er sagte:

„Chorsingen ist wie Synchronschwimmen. Es nützt nichts, wenn von 10 Synchronschwimmern bei der Probe 7 anwesend sind. Es geht darum, dass alle 10 gut aufeinander abgestimmt sind, sonst sieht es immer unkoordiniert aus, egal wie gut die fleißigen 7 geübt haben.“

Dieses Bild hat in mir sofort Resonanz gefunden. „So habe er sich seine Chormitglieder nach und nach zur Probendisziplin erzogen“, sagt der Kollege. „Wow“, denke ich, „das möchte ich auch!“

Schwarmverhalten im Chor

Ihr seid der Chor …

Auch mir war immer klar, dass „Chor“ ein Mannschaftssport ist. Nur, wenn miteinander und gut aufeinander abgestimmt geprobt wird, kann es auch auf der Bühne gelingen. Manchmal sagen Menschen: „Ich singe in einem Chor mit.“ Darin offenbahrt sich bereits das Missverständnis. Wer würde schon sagen: „Ich spiele in einer Fußballmannschaft mit“?

Das Bild mit dem Synchronschwimmen gefällt mir deswegen viel besser. So wird deutlich, dass es am Ende um das sicht- bzw. hörbare Gesamtkunstwerk geht. Hier kann kein Einzelkämpfer irgendwie „doch noch für den entscheidenen Siegtreffer sorgen“. Alle sind gleichermaßen gefordert. Nur dann kann ein Chor wirklich sein volles Potenzial entfalten.

… und jede Stimme zählt!

Natürlich gibt es immer wieder gute Gründe einer Chorprobe fernzubleiben. Das steht außer Frage. Jeder Mensch setzt eigene Prioritäten und hat seine individuellen Lebensumstände.
Außerdem gibt es natürlich Menschen, die es leichter haben als andere mit dem Singen, mit den Stücken, mit den Texten und auch mit der Fähigkeit, sich auf die Mitsänger abzustimmen. Trotzdem sollte den ChorsängerInnen klar sein: Es braucht jede Stimme!
„Es sind ja noch genügend andere Sopräne da!“, ist eine dieser Aussagen, die mich immer wieder verwundern.

Verantwortung für den Chor übernehmen

Grundlage dieser Einstellung ist möglicherweise das Gefühl, dass man sich im Chor auch „einfach mal dranhängen“ kann. Aber das ist ein Irrtum.

Chorarbeit kann nur funktionieren, wenn jeder – im Rahmen seiner Möglichkeiten – Verantwortung übernimmt.  Ich muss immer wieder aus meiner Komfortzone heraustreten und mich aktiv beteiligen. Es gilt z.B. wach am Üben der anderen Stimmen teilzunehmen, denn möglicherweise ist das Gesagte auch für mich relevant. Ich muss selbstständig die Impulse aus dem Einsingen oder der Stimmbildung aufgreifen und anwenden und mich erinnern, was in den vergangenen Proben erarbeitet wurde.

Immer wieder neu muss ich entscheiden, wann es sinnvoll ist, beherzt und sicher draufloszusingen und so andere Chorsänger zu ermutigen und wann es heißt, sich im Sinne des Zusammenklangs zurückzunehmen.

Damit schlage ich den Bogen zurück zur Ausgangsfrage, ob es wichtig ist, dass immer alle Chormitglieder bei den Proben anwesend sind. Ja und nein. Natürlich wäre das wünschenswert, aber für mich persönlich ist es noch viel wichtiger, dass die Sänger, die anwesend sind, auch wirklich „da“ sind und sich aktiv beteiligen.

Der Chorleiter alleine kann den Chor nicht zusammenhalten. Wenn der Chorleiter z.B. einen bestimmten Klang oder eine besondere Dynamik einfordert oder zum deutlicheren Artikulieren animiert, geschieht das nur, wenn alle – und das meint jeder selbstverantwortlich für sich – die Anweisung motiviert umsetzen.

Jede/r Einzelne muss sich mit vollem Herzen und ganzer Stimme engagieren. Der Trainer allein kann das Spiel nicht gewinnen.

Der Chor als Schwarmintelligenz

Als Ergänzung übe ich mit den Sängern in den Proben auch immer wieder die Fähigkeit, miteinander in Kontakt zu gehen. Wer gewohnt ist, sich an den anderen zu orientieren, kann sich auch mit Probenrückstand einfügen. Eine Gruppe, die sich und die Musik gut kennt, kann auch in unsicheren Situationen zueinander stehen und gemeinsam klingen.
Wer gewohnt ist, während des Singens miteinander zu kommunizieren, sich gegenseitig zu unterstützen und im gemeinsamen Flow zu schwimmen, kann sich immer wieder neu aufeinander einstellen.

Dann wird aus dem Synchronschwimm-Team ein lebendiger Fischschwarm. Wunderbar!

Und im besten Falle macht sich der Chorleiter auf diese Weise selbst überflüssig.

Viel Spaß am Synchron-Schwimmen und -Klingen wünscht,

Anna Stijohann

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18 Gedanken zu „Seid vollzählig: Denn Chor kann man nicht alleine

  1. Stimmt auf den Punkt.ich bin im Chor u eine der Stammleute die alles möglich macht um zur Probe zu kommen . Aber das Problem wie beschrieben haben wir auch .der Stamm ist immer da aber manche sind entweder nur am quatschen o sind seltener ohne Gründe da .

  2. Ich bin zwar in einem reinen Männerchor, aber was Ellen schreibt hört sich an, als wäre sie in unserem Chor ;-(
    Was mir noch fehlt, ist ein Tutor der uns mal hilft bei der definition von Auf- und Abgehen, Aufstellung, Positionierung und Chorerscheinung. Ich könnte mir VOrstellen, das manche Mitglieder auf einen externen eher hören als auf einen Mitsänger.

  3. Wie treffend.Wenn eine Stimme übt sind immer dieselben anderen am quatschen oder spielen am Handy und stören so die aktiven. Übrigens wir sind ein reiner Männerchor.

    1. Den Kommentar hat Ellen super geschrieben.
      Leider.
      Chor Mitglied zu sein und dann:“Familie geht vor“, immer wieder zu hören, nervt.
      Es gibt leider Sänger und Sängerinnen die meinen nur sie hätten Familie.
      Diese Menschen passen in keinen Verein.
      Punkt.

  4. Ich bin Chorleiterin dreier Chöre. Nach 40jährigem Wirken in diesem Hobby wird die Situation aktuell immer schlechter. Mittlerweile habe ich keine Lust mehr, vor jedem Auftritt alle SängerInnen anzusprechen, ob sie da sind. Probenbesuch inakzeptabel. Mal schauen, ob ich weiter arbeiten möchte. Ich bin 65. Vielleicht fehlt mir die Motivation zum motivieren.

  5. Stimmt! Ich singe in einem Kirchenchor. Die Einstellung einzelner Mitglieder ist oft nicht förderlich für eine gute Gemeinschaft, denn Harmonie untereinander macht den Chor stark.

  6. Ich kann vieles nachvollziehen. Allerdings: viele wollen einfach nur mehr ob des Geldes wegen singen. Und andere wollen sich die Probenarbeit nicht antun, weil oftmals die Qualitätsspanne in den Chören groß ist, in weiterer Folge Chöre ohne Bezahlsubstituten nicht auskommen. Und dann scheissen irgendwann mal die „gratis und umsonst-SängerInnen“ drauf. Und oftmals ist es so, dass vor allen in der Kirchenmusikszene die Chöre mehr oder weniger ausgenützt werden. Große Maestros quälen die Chöre, um kostengünstig Qualität quantitativ zu bringen. Die Zeiten, wo es eine Ehre war bzew. wunderbar war, bei einem (namhaften ?) Chor zu singen und „gratis und umsonst“ – SängerInnen vorhanden waren bzw. die Chorleiter massenhaft die Qual der Wahl hatten, aus SängerInnen auszusuchen sind längst vorbei, dass haben viele Chorleiter aber auch Singvereine und deren Verantwortliche nicht kapiert. Klar ist auch, dass das Freizeitangebot ein anderes war als zum Beispiel in dern Nachkriegszeit bis ca 1970 ! Allerdings kann man da die Chorleiter von kleineren Ensembles (die Mehrzahl) nicht in die Pflicht nehmen, mehr oder weniger arbeitsrechtlich ihrer Arbeit nachzukommen, sondern eher den hauptberuflich Angestellten- sprich Kapellmneistern, Dommusikdirektoren etc… – von Institutionen. Da müssen sie ihren Job nachgehen und halt Werbeaktionen für neue SängerInnen machen. Oftmals wird dies nicht geschafft, obwohl dies arbeitsrechtlich ihre Arbeit ist.

    1. Lieber Stefan Klima!
      Gern widerspreche ich. „Viele wollen nur wegen des Geldes singen?“ … welch steile These 🙂 … auf solche Auffassung bin ich bisher nicht getroffen und habe doch sicher schon mit vielen hunderten Chor-Sängerinnen und Chor-Sängern zusammen schöne und auch sehr anspruchsvolle Werke gesungen.
      Seit mehr als 45 Jahren singe ich in verschiedensten Chören; von Laienchören, in verschiedensten Kantoreien bis zu hochanspruchsvollen Projektchören. Nie habe ich mich „ausgenutzt“ gefühlt.
      Und JA, gern investiere ich Zeit und auch Geld denn für mich ist gemeinsames Singen, gemeinsames konzentriertes erarbeiten von Chormusik bis hin zur Freude und Begeisterung des Publikums Gewinn und Lebenselixier.
      Wenn SIE so viel negative Erfahrungen aus IHRER Chorerfahrung haben sollten wie Sie in Ihrem Beitrag schreiben, dann sollten Sie schleunigst mit dem Singen aufhören. Vielleicht tut Ihnen a Gartenarbeit oder Kegeln im Verein besser 🙂

  7. Sehr gutes Bild. Genau so ist es. Ich leite seit über 20 Jahren Chöre und es bewegt sich in Wellen.Vor Konzerten, Auftritten, Wettbewerben sieht es gut aus, danach kommt ein Tal, wenn nicht gleich das Nächste ansteht.Wir haben eine Regelung gefunden. 70 Prozent Anwesenheit, sonst kann man Konzerte nicht mit singen. Geht so lala, ist aber eine Idee und Ausnahmen gibt es immer.Sie müssen dann aber vorsingen…

  8. Liebe Anna, liebe Alle
    Sieh mir das ungefragte Du nach, aber unter Sänger*innen darf das wohl sein.
    Ich glaube, es ist wichtig, zu differenzieren, zwischen körperlicher Anwesenheit und geistiger Anwesenheit. Wo Chorsingen nur, wenn auch die schönste, Nebensache ist, weil es auch noch einen Broterwerb gibt, da gibt es einfach erzwungene Absenzen, die unvermeidlich sind. In meinem Job ist das so. Chorsingen ist unumstritten Kür und nicht Pflicht. Und berufliche Abendtermine gehen nunmal, zu meinem und zum Leidwesen meiner Kantorin, vor. Die, denen es leid tut, weil sie fehlen müssen, sind nicht das Problem. Die hängen sich dafür beim nächsten Mal umso mehr rein. Das wahre Problem beginnt bei denen, die nur hingehen, wenn sie gerade mal Lust haben. Da ist der Chorleiter in der Pflicht, finde ich, sich diejenigen unter vier Augen zur Brust zu nehmen und zu fragen, wie es weiter gehen soll. Das ist nicht angenehm, aber unvermeidlich. Nach meiner langjährigen Erfahrungen fehlt bei diesen Chorsängern auch jegliches Problembewusstsein. So eine*r muss schon sehr sehr gut sein, dass sich ein Chorleiter das bieten lassen sollte. Siehe der Sketch „Der Chortenor“ von The Real Group. Alle weniger Guten sind entbehrlich, ehrlich!
    Bei körperlich, aber nicht geistig anwesenden Sänger kann ich alle Chorleiter nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. Da gilt keine Klage. Disziplin passiert nicht von selbst. Die muss ein Chorleiter einfordern, wenn es sein muss, ständig und auch nicht immer freundlich, ist es doch irgendwo eine Form persönlicher Geringschätzung gegenüber einem Chorleiter, der/ die sich vorne abmüht, etwas vernünftiges, sinnvolles zu Stande zu bringen mit dem Willigen. Sie stehen da in gewissem Sinn vor einer Schulklasse mit der Ausnahme, dass die Teilnahme freiwillig ist. In diesem Sinne gilt auch hier, was meine jüngste Schwester, Lehramt an Gymnasien, mal gesagt hat: “ In einer neuen Klasse musst Du in den ersten 10 Minuten zeigen, wo der Hammer hängt, sonst hast Du verschissen!“ Vor Chorleitung als Führungsaufgabe habe ich, der ich selbst Führungsverantwortung habe, größte Hochachtung. Das ist keine harmlose Anforderung. Aber gerade deswegen, traut Euch zu führen. Wenn es dazu führt, dass Euer Häuflein kleiner wird, ist das ein geringeres Problem, denn die wirklich Willigen und Leistungsbereiten werden bleiben und die Qualität und die Befriedigung beim Singen werden zunehmen!

  9. Liebe Anna,
    vieles von dem Geschriebenen unterschreibe ich voll. Das Freizeitverhalten vieler hat sich aber auch sehr verändert, ebenso wie berufliche und familiäre Belastungen. Unsere Chorleiterin gestaltet die Proben wirklich toll und viele sagen, oft hatte ich am Anfang keine Lust, aber am Ende der Probe fühle ich mich gut. Und wer nicht kommt verpasst echt was. Aber wir haben eine Menge Schichtarbeiter (Feuerwehr, Hospiz, Altenpflege …) und die Leute haben auch familiäre Verpflichtungen. Das ist einfach so und man muss sich darauf einstellen. Man kann halt nicht lange an einem Stück arbeiten, sondern muss punktuell alles anreissen, was gerade fürs nächste Konzert gebraucht wird, sonst sind die Rückstände kaum aufzuholen. Und bei der Probendisziplin ist die Chorleitung in der Pflicht, Missstände abzustellen: Schwätzen, wenn eine Stimme probt, Handys, lautes zu spät kommen … Das klappt auch, wenn man den Anwesenden klar macht, dass sie einfach mit der momentanen Besetzung das bestmögliche Ergebnis zeigen sollen – auch in der Probe. Weil wir es uns wert sind 🙂

  10. Hallo! Viele fühlen sich angegriffen,wenn man sie bittet doch vollzählig zu erscheinen u.drohen gar nicht mehr zu kommen. Schade,aber es gibt halt viele andere Angebote seine Freizeit zu gestalten. Bei uns ist das so,dass wir eine kleine Gruppe haben,die regelmässig erscheint u.den Chor instand hält. Würde man Druck machen,glaube ich,würde der Chor nicht mehr da sein.

  11. Hallo zusammen, den Äußerungen kann ich vollumfänglich zustimmen. Was mich besonders nervt, ist wenn Personengruppen welche beruflich besonderen Wert auf Pünktlichkeit legen, regelmäßig zu spät kommen. Chor ist ja nur eine Freizeitbeschäftigung.?

  12. Werte Autorin, liebe Kommentatoren/innen,
    Nach vielen Jahren Chorerfahrung und Autor dieses Verlages möchte ich mich einreihen in den Kreis der vielen Leser und Kommentatoren/innen Ihres Artikels.
    Die in einem Kommentar erwähnte Aussage einer jungen Gymnasial-Lehrerin: Sorge dafür, daß du in den ersten 10 Minuten in deiner Klasse für Respekt gesorgt hast, sonst hast du für alle Zeit verschissen, kann ich nur beipflichten.
    Nun werden gleich die Skeptiker sagen, man kann doch eine Schulklasse nicht mit einem Chor vergleichen. Ja, die mögen recht haben. Doch vor den Sängern/innen steht auch ein/e Lehrer/in, die den Sängern/innen etwas beibringen möchte. Nun fragen Sie sich bitte einmal, wie undiszipliniert geht man in so manchem, vornehmlich älteren Chor mit diesen Menschen um?
    Doch zurück zum Thema.
    Ich denke, daß sich im Vorfeld viele der in den diversen Kommentaren beschriebenen Übel abstellen ließen,
    wenn die Chor-Verantwortlichen mit einem/ner neu hinzu kommenden Sänger/in ein Aufnahmegespräch führen würden, wobei die Anerkennung der Chor-Regeln als Grundbedingung für die Aufnahme in den Chor dienen sollte.
    Das würde bedeuten: Ohne uneingeschränkte Anerkennung der Regeln, keine Aufnahme in den Chor.
    Regeln sind in jeder Gesellschaft die Grundlage für ein harmonisches Miteinander. Klar definierte Regeln sollten daher dem/der neuen Sänger/in zeigen, was der Chor von ihm/ihr erwartet.
    Wenn die Verantwortlichen eines Chores aus falsch verstandener Rücksichtnahme nicht in der Lage sind für Ordnung und Disziplin in ihrem Chor zu sorgen, sollten Sie sich nicht wundern, wenn sich die in den diversen Kommentaren beschriebenen Übel verselbständigen.
    Wenn gerade die älteren Chöre das Feld den “ Störefrieden“ überlassen, ist es so oder so recht bald um ihren geliebten Chor geschehen.
    Auf meine Frage: „Warum unternehmt Ihr denn nichts gegen die Unruhe und Disziplinlosigkeit inEuerem Chor,“ dann erhalte ich stets die gleiche Antwort: „Dann bleiben uns bestimmt einige Sänger weg.“
    Dann antworte ich diesen Kollegen mit einem bekannten Sprichwort:
    „Es werden nicht die Besten sein, die den Chor verlassen. Es sind die weniger Guten….und die sind entbehrlich…ganz ehrlich.“
    Mit freundlichem Sängergruß
    Walter H. Wesendahl
    Im November 2018

  13. Ich habe schon in einigen Chören mal kürzer oder länger gesungen mit meinen 31 Jahren und auch singpausen gehabt. Meist bin ich ohne Ankündigung einfach in einer Chorprobe erschienen. Eine Chorleiterin wollte mich mit 23 noch zu den Jugendlichen schicken. In ein Kirchenchor wurde ich gut aufgenommen habe mich aber für einen anderen langfristig entschieden den ich mir Zeitgleich angesehen habe. In ein Chor wurde ich gefragt ob ich dort freiwillig were und auch andere dumme Kommentrare von den Sängern. Ein Chor sagte zu mir erst den anderen Chor ansehen dann kannst du immer noch kommen, habe am nächsten Tag aber eine SMS erhalten dass es nicht passt und auf Nachfrage von Gründen keine Antwort erhalten.
    In einen Chor musste ich mich relativ schnell Anmelden (wollen so Projektsänger vermeiden) aber dort war ich auch 5 Jahre und teilweise sogar Krank in den Chorproben weil ich sonnst nicht mit gekommen were, dann allerdings ohne viel mit zu singen und das haben einige so gemacht. In einen Chor gingen extra Mails rum, was wir in unseren Noten eintragen sollten, falls mal wer fehlt. Ein Chorleiter hat immer gewartet bis wir alle ein Bleistift in der Hand hatten.
    Auch das mit den reden in den Stimmproben habe ich Unterschiede fest gestellt. Einige wollen, dass gar nicht geredet wird, hat uns aber klare Ansagen gegeben und auch abgebrochen sobald Ihn was nicht passte und Notfalls 2 Stunden nur an einem Lied gearbeitet (leitet auch ein Profichor und wollte uns Leihen etwas beibringen). Ein Chorleiter ist auch Lehrer an einer Schule und würde sich Sorgen machen wenn wir in den Proben alle immer Schweigen, wir sollen Schließlich auch Sozialkontakte haben, der Chorleiter hat allerdings oft auch zugehört über was wir so geredet haben, und oft auch eine Antwort Allgemein für alle gegeben. Nicht so Toll finde ich, wenn meine Singnachbarn mir nicht helfen können und die Chorleitung keine genauen Antworten gibt, wie im Gospelchor.
    Auch sehe ich ein großes Problem in einigen Chören mit den jungen Nachwuchs, einige Chöre machen zwar Nachwuchsförderung, aber wir jungen Leute zwischen 20-40 wollen nicht nur bei Ü70 Jährigen mitsingen. Wir sehen uns auch die Fotos auf den Webseiten von privaten Chören an, nicht immer schrecken wir von Bach zurück. Zusätzlich setzen wir jungen Menschen auch mal ein paar Jahre nur aus für Studium und Familie, kommen danach aber gerne regelmäßig wieder wenn uns ein Chor zuvor gefallen hat. Ich habe auch schon erlebt, dass wir in der jüngeren Generation uns in der Nachbarstadt wiedertreffen.
    Fazit, liebe Chorleiter, macht euch Gedanken was Ihr wollt, nur etwas Learning by doing der richtigen Noten nachsingen oder mehr auf Atmung usw. uns beibringen. Auch welches Selbstbewustsein der Chorleiter hat, bekommen wir Sänger mit. Wir sind alle Erwachsen, solange uns ein Chorleiter lobt oder und nicht Persöhnlich anspricht, darf es auch mal Kritik sein.
    Neue Chorsänger wissen oft erst noch nicht mit Ihrer Stimme umzugehen, lasst sie die Stimmlage ausprobieren oder sagt denen einfach etwas leiser/lauter singen. Wer sich wohlfühlt kommt regelmäßig zur Chorprobe oder soll sich halt einen anderen erst mal zusätzlich umsehen. (Damit Ihr den Sänger nicht ganz vertreibt). Auch Sänger lernen unterschiedlich schnell, und jeder kann etwas besser oder weniger gut. Darf ich als Sänger Fehler machen, zum Beispiel bei den Einsätzen auch mal zu früh sein oder ist es lieber gewünscht die erst Note weg zu lassen. Darf der Chorleiter auch Frauen anfassen? Ermahnt der Chorleiter sofort überkreuzte Beine, ich gebe zu, das war bei mir auch Anfangs immer lästig, aber uns wurde alle 4 Wochen die Erklrung mitgegeben wieso wesshalb warum.
    Chor ist nicht gleich Chor, ein Chor verändert sich, einige gehen, andere kommen. Manche kommen nur mal zur offenen Probe (bitte dafür mit genug Noten). Auch kann die Mehrheit oft nur die richtigen Noten singen im Konzert, wobei der Rest oft Vernachlässigt wird.
    Grüße

    1. Hallo Ines,
      ich lese gerade die Beiträge zum Chorsingen …
      Ihr langer Beitrag vom 3. März 2019 ist interessant und sehr ausführlich und deckt sich mit vielen meiner eigenen Gedanken.
      Nur eines fällt mir auf:
      in Ihrer gedanklichen Ausführung stecken viele nicht nur (Rechtschreib)-Fehler.
      Ich frage mich: ist das nur der frühmorgendlichen Uhrzeit (3.47 Uhr) zuzuschreiben …. oder?
      Lesen Sie doch Ihren Beitrag noch einmal in Ruhe durch …
      Mit freundlichen Grüßen
      eine engagierte und begeisterte Chorsängerin
      Helene

  14. Danke für die ausführliche und zutreffende Schilderung der Situation im Bereich des Chorgesanges. Vieles von dem, was Sie feststellen, trifft auch auf andere Mannschaftsaktivitäten zu.
    Worin sind Gründe für diese Entwicklung zu sehen? Ein gemeinsames Tun braucht Rücksichtnahme, Ein- und Unterordnung, manchmal auch Resilienz usw. . In einer Gesellschaft, in der Individualismus und egoistische Bedürfnisbefriedigung Vorrang genießen, können Chöre in der bekannten Form schwer überleben.
    Übrigens: Den Artikel hätte ich lieber gelesen, wenn Sie durchgehend auf Gendern verzichtet hätten bzw. durchgehend gegendert hätten.

  15. Singen heißt Verstehen. Ihr Beitrag ist sehr zutreffend, was ich mir schon lange wünsche, junge Menschen schon in der Schule das Singen zu erlernen. Sie sollen mit Freude aufwachsen, lernen was es bedeutet in einem Chor zu singen. Vielleicht wäre dies der erste Schritt, einen Chor zu stärken.

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